Klimawandel

- auch schon bei uns?

Noch Wetter oder schon Klima?

Das Wetter charakterisiert den Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt und kann sich mehrmals täglich ändern. Anders das Klima: Es geht dabei um den typischen jährlichen Ablauf der Witterung, zum Beispiel mildes, raues oder winterfeuchtes Klima. Deutschland gehört zur gemäßigten Klimazone und stellt damit einen Übergang zwischen kontinentalem Klima im Osten und dem maritimen Klima Westeuropas dar. Primär wird unser Klima durch die Winde vom Golfstrom beeinflusst. Hannovers Klima wird als warm klassifiziert - mit einer erheblichen Menge an Niederschlägen. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9°C, über das Jahr gibt es im Schnitt 660 mm Niederschlag, relativ gleichmäßig verteilt über alle Monate.

Abb. 1 zeigt das langjährige Mittel der Niederschläge sowie die von 2017 bis 2019. Deutlich wird, dass wir in den letzten drei Jahren starke Abweichungen vom Durchschnitt hatten.

Klimageschichte

Seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhundert warnen Wissenschaftler vor einer gravierenden Klimaveränderung – hauptsächlich verursacht durch den „Energiehunger“ des Menschen und das dadurch freigesetzte Kohlenstoffdioxid (CO2).

Abb. 2 stellt die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre sowie die mittlere Erdtemperatur über die vergangenen 450.000 Jahre dar. Die große Mehrheit der Klimaforscher sieht hier einen ursächlichen Zusammenhang: Zwar schwankte die CO2-Konzentration im Laufe der Erdgeschichte, nie gab es aber so kurze Anstiege in so wenigen Jahrzehnten. Lag die CO2- Konzentration zu Beginn der Industrialisierung um 1880 bei 280 ppm (parts per million), stieg sie bis 2018 auf über 400 ppm an! Im selben Zeitraum ist die Jahresdurchschnittstemperatur auf der Erde um knapp ein Grad gestiegen.

Man spricht vom „anthropogenen (vom Menschen gemachten) Treibhauseffekt“, im Gegensatz zum „natürlichen Treibhauseffekt“.

Klimawirksame Gase

CO2 entsteht beim Heizen mit Kohle, Holz, Gas oder Öl in unseren Wohnungen, aber in unserer Region auch bei der Stromerzeugung im Kohlekraftwerk Stöcken sowie in unseren großen Industrieunternehmen. Ein weiterer CO2--Emittent ist der Verkehr. Hinzu kommen Methan (CH4), das u. a. durch Rinderhaltung, aber auch in Mooren und Deponien freigesetzt wird, sowie das zu den Stickoxiden gehörende Lachgas (wird besonders beim Düngen freigesetzt) und die noch vom Ozonloch-Problem bekannten FCKW, die die höchste „Treibhauswirksamkeit“ aller Gase haben. Weiter zunehmend ist die Bedeutung von Wasserdampf.

Rechnet man diese Emissionen auf den Einzelnen um, erhält man ein beeindruckendes Ergebnis: Jeder Bundesbürger verursacht einen jährlichen Ausstoß („Fußabdruck“) von 11,6 t CO2äquivalent, das sind täglich 30 kg!

Lokale und globale Folgen des Klimawandels

Die Medien führen uns täglich die bisherigen Veränderungen vor: Anstieg der Temperatur, Abschmelzen von Gletschern und des polaren Eises, Anstieg des Meeresspiegels, Veränderung von Meeresströmungen und die Verschiebung von Klimazonen und Vegetationsperioden. Diese Veränderungen schreiten langsam und nicht immer stetig voran. 12 der 14 wärmsten Jahre seit 1850 liegen im neuen Jahrhundert! Für mich ist das ein deutlicher Hinweis auf einen menschlichen Einfluss.

Besonders kritisch sind die „Kipppunkte“. Wenn bestimmte Werte überschritten werden, kippt das ganze Systemgleichgewicht und ist vom Menschen nicht mehr steuerbar. Hier zwei Beispiele:

Das Schmelzen des Eises der Grönland-Gletscher sorgt nicht nur für steigende Wasserpegel: Gleichzeitig reflektiert die (dunklere) eisfreie Fläche die Sonnenstrahlen weniger und sorgt so ihrerseits für eine zunehmende Erwärmung
Die globale Erwärmung lässt den Permafrostboden Sibiriens schmelzen - unter Freisetzung der darin gespeicherten ungeheuren Mengen von Methan und Kohlendioxid, die den Treibhauseffekt weiter anheizen.

Was würde geschehen, wenn wir weitermachten wie bisher? Bis 2100 wird sich die Erde nach Angaben des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) um 1,1 bis 5,4°C erwärmen, je nach Menge der bis dahin ausgestoßenen Treibhausgase.

Was muss getan werden?

Die internationale Politik hat auf diversen Klimakonferenzen versucht, ein konzertiertes Handeln aller Staaten zu organisieren: 2005 verständigten sich in Kyoto bereits 191 Staaten auf verbindliche Emissionsgrenzen. 2015 verpflichtete man sich im Pariser Klimaabkommen darauf, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2°C (besser 1,5°C) zu begrenzen. Jetzt suchen die beteiligten Länder nach eigenen Wegen, zum Erreichen dieses Zieles beizutragen: Die Norweger z. B. setzen auf Wind und Wasserkraft, die Franzosen auf Kernenergie und Photovoltaik.

Und die deutsche Politik? Der einstige Vorreiter diskutiert noch, während andere Länder längst aktiv geworden sind. Hatte Deutschland die Kyoto-Ziele bis 2012 noch um 3% „übererfüllt“, wird es 2020 weit unter den in Kyoto versprochenen 40% bleiben.

Seit Jahresbeginn 2019 versucht die Jugend, der Politik Beine zu machen. In Schweden streikt Greta Thunberg, und zehntausende Schülerinnen und Schüler in Deutschland folgen ihr bei Fridays for Future.

Der Plan der Bundesregierung und die Reaktion der Skeptiker

Die Regierung in Berlin reagiert inzwischen auf den Druck aus der Bevölkerung und von den europäischen Partnern und macht erste Schritte, um zu erreichen, was beim Pariser Gipfel zugesagt wurde. Neues Ziel der Klimapolitik ist, bis zum Jahr 2030 die Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und bis zum Jahr 2050 eine weitestgehend treibhausgasneutrale Gesellschaft zu erreichen.

Während über 80% der Bevölkerung eine Notwendigkeit zum Handeln sehen, melden sich auf jede entsprechende Veröffentlichung als erste die „Klimaskeptiker“. Sie verweisen z. B. auf eine möglicherweise der jetzigen Erwärmung folgende Eiszeit, wie es sie in der Erdgeschichte mehrfach gegeben hat, oder erwähnen auch nur das nicht stattgefundene „Waldsterben“, das Deutschland in den 80er Jahren bewegt hat. Dass wir auch heute noch Waldspaziergänge machen können, zeigt aber eher, dass es lohnt, ein Problem tatkräftig anzugehen: Innerhalb von 10 Jahren gelang es, die für den Sauren Regen hauptverantwortliche Emission von Schwefeldioxid um 88% zu reduzieren.

Der sich jetzt abzeichnende Klimawandel ist dagegen nicht nur ein regionales Problem wie seinerzeit das „Waldsterben“. Es ist ein globales Problem! Darin sind sich 97% der anerkannten Klimafachleute einig. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass Entwicklungs- und Schwellenländer mit zunehmendem Wohlstand größeren Energiehunger haben. Es ist nachvollziehbar, dass diese Länder von den Industriestaaten die ersten und größten Reduktionsschritte erwarten!

Jeder ist gefordert!

Viele Jugendliche sprechen nicht mehr von „Klimawandel“, sondern von einer Klimakrise, die nur alle gemeinsam bewältigen können. Wir dürfen uns nicht auf Industrie, Handel und Politik allein verlassen, sondern müssen uns vielmehr eingestehen: Jeder Einzelne ist verantwortlich für seinen „CO2-Fußabdruck“. Ob er größer oder kleiner als die derzeitigen 11,6 t ausfällt, wird bestimmt durch den individuellen Konsum und die Art der Fortbewegung, Da ist viel „Spielraum“ für jeden von uns:

  • Eine 3½ wöchige Karibik-Kreuzfahrt mit Hin- und Rückflug verdoppelt die Größe des „CO2-Fußabdrucks“! Wer nicht verzichten möchte, kann z. B. bei „Atmosfair“ für 265 € freiwillig Aufforstung o. ä. positiv Klimawirksames finanzieren.
  • Regionale und saisonale Produkte helfen sparen: 1 kg Freiland-Tomaten aus der Nachbarschaft setzen 0,24 kg CO2 frei, holländische Tomaten aus dem beheizten Gewächshaus 9,2 kg.
  • Wenn es ein Kilogramm Fleisch sein soll: Rindfleisch 20 kg CO2, Schwein 8 kg CO2, Geflügel 4 kg CO2, Gemüse dagegen nur 0,9 kg CO2 pro kg (Quelle: WWF-Studie 2012).
  • Mit Überlegung einkaufen: Mehr als ein Viertel der produzierten Lebensmittel werden weggeworfen. Und bei Produkten auf Haltbarkeit achten. Jedes neue T-Shirt z.B. schlägt mit 11 kg zu Buche, ein neues iPhone mit 80 kg.

Große Zahlen, große Unterschiede!  Wir müssen darüber nachdenken, welche Maßnahmen am meisten helfen. Die Dinge zu benennen, wie sie sind, ist ein erster Schritt zu mehr Ehrlichkeit, gegenüber uns selbst und unseren Kindern und Enkeln. Um ihre Zukunft geht es, nicht nur freitags.

ARNO MÜHLENHAUPT