Seit 10 Jahren die große Freitagsliebe
Der Freitagvormittag ist ein fester Termin im Kalender jedes Mitglieds der Grünen Truppe. „Warum kommen wir freitags so gern in den Garten? Warum kriechen wir auf der Erde herum, machen uns schmutzig, balancieren auf Leitern, bekommen Rückenschmerzen, holen uns eine Zecke oder sind danach manchmal richtig erschöpft?“ Warum? Es ist ja eine ehrenamtliche Tätigkeit - aber es ist mehr als eine Beschäftigung. Sie erfüllt uns, weil es eine sinnvolle Arbeit ist, zur eigenen Freude und im Ergebnis zur Freude vieler anderer Menschen.
Die Belohnung für uns: Wir freuen uns über all die Menschen, die die Schönheit unseres Gartens wahrnehmen. Es wird intensiv gearbeitet und viel gelacht. Wir Grünen spüren es intensiv, dass ehrenamtliche Arbeit das Leben bereichert. Es sind enge Kontakte und Freundschaften entstanden. Die Grünen kennen sich und wissen, sie können sich aufeinander verlassen. Doch das Miteinander ist auch Herausforderung.. Es finden hitzige Diskussionen statt: Warum soll z.B. die Funkie 20 cm weiter nach hinten gepflanzt werden? Soll der Rasenschnitt auf unsere Komposthaufen, als Mulch unter die Büsche oder in die Grüne Tonne? Was tun, wenn Fressschäden von Dickmaulrüsslern im Garten sichtbar sind? Haben Sie als Gottes Geschöpfe dieser Welt nicht auch ein Recht, in unserem schönen Pfarrgarten zu leben? Solche Entscheidungen müssen wohl überlegt werden. „Wenn du möchtest, dass dich einst Schmetterlinge besuchen, darfst du dich nicht ärgern, wenn heute ein paar Raupen an dir fressen“, führt Antoine de Saint-Exupery uns sehr anschaulich die Auswirkung unseres Tuns vor Augen.
Die Grüne Truppe besteht aus einsatzfreudigen Menschen mit unterschiedlichen Gaben. Sie sehen, wo etwas im Argen liegt und beheben es möglichst umgehend. Einer allein kann nicht alles schaffen, aber gemeinsam können viele Menschen mit einem kleinen Beitrag viel bewirken. Es bleibt oft nicht beim Einsatz am Freitag, sondern es werden von den Grünen weitere Stunden an anderen Tagen investiert. Katrin Uter mit ihrem gärtnerischen Sachverstand war viele Jahre fast täglich im Garten aktiv. Sie hat den Altar von Mai bis November mit Blumen aus dem Garten geschmückt – von Januar bis April ist Achim Duda Blumenspender. Auch ihm sei herzlich gedankt.
Alles hat seine Zeit …
Unser Pfarrgarten ist vor 10 Jahren wieder auferstanden. Die Vision, das verwahrloste Stück um den alten Nussbaum wieder in einen Garten zu verwandeln, ist Wirklichkeit geworden. Unser Garten hat sich in dieser Zeit sehr verändert, auch weil viele Pflanzen Probleme mit Trockenheit und dem Wurzeldruck der großen Bäume hatten. Andere Pflanzen mussten gesucht werden, die diesen Problemen standhalten.
Oder sollten wir im Garten alles einfach natürlich wachsen lassen? Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Doch für einen Garten, wie er uns vorschwebte, wäre das keine Lösung. Wie auch im menschlichen Miteinander gibt es in der Natur sehr durchsetzungsfreudige Pflanzen, die den zarten und langsamen keine Entfaltungsmöglichkeit gelassen hätten.
Wir genießen heute ganz bewusst die Zeit mit dem eindrucksvollsten Baum des Gartens, unserem alten Nussbaum. Er wölbte vor 10 Jahren ein volles grünes Blätterdach über den oberen Teil des Gartens. Nun wird seine Krone immer durchlässiger … Pflanzen und Menschen sind sich doch sehr ähnlich. „Ein jegliches hat seine Zeit“.
MARIANNE RIECKE